Ortsnamen 


Die Ortsnamen HASBORN und DAUTWEILER

von Anne Lermen

Eine Anfrage des Historischen Vereins Hasborn/Dautweiler wegen der Ortsnamen beim Linguisten Prof. Dr. Wolfgang Haubrichs brachte folgendes Ergebnis:
Um Ortsnamen richtig zu deuten, müssen ihre ältesten Formen analysiert werden.


1. HASBORN

Die älteste Form des Ortsnamens Hasborn finden wir in einer Verduner Urkunde, die als Kopie aus dem 12. Jahrhundert überliefert ist. In dieser Urkunde heißt Hasborn im Jahre 972 Hanoschebrunnen.
Leicht verständlich an diesem Namen ist „brunnen“.

Das althochdeutsche Wort heißt „brunno“ und bedeutet Quelle, Brunnen, Quellbach.

Der interessante Teil des Namens ist der erste Teil, das „Hanosche“.

Darin stecken ein germanisches („han“) und ein romanisches („osche“) Sprachelement.

Diesen Befund nennt Prof. Dr. Haubrichs spannend. Hybridnamen aus zwei Sprachen, so Prof. Dr. Haubrichs, können nämlich nur dann entstehen, wenn beide Sprachen noch aktiv gesprochen werden. Das bedeutet, dass, als die Franken (sehr wahrscheinlich im 7. Jahrhundert) in unsere Gegend kommen, die gallo-römische Landbevölkerung, die romanisch sprach, noch existiert.

Die Gallo-Römer bewohnen noch immer ihre allein stehenden Bauernhöfe (villae rusticae), die dort liegen, wo in unserer Zeit beim Pflügen römische Scherben und Ziegelfragmente an die Erdoberfläche befördert wurden.

Eine Quelle oder ein Bach (Brühlbach?) gefällt den Franken so gut, dass sie dem Gewässer den germanisch/romanischen Mischnamen Hanoscha geben.

„han“ bedeutet singen, klingen. (Im Althochdeutschen ist „hano“ der Sänger. Davon kommt unser heutiges Wort Hahn.)

„oscha“ ist eine Nachsilbe. Nachsilben haben selbst keine erschließbare Bedeutung. (Zum Beispiel die Nachsilbe „keit“ beim Wort Ewigkeit hat keine eigenständige Bedeutung.)

An der „Klingenden“ lassen die Franken sich nieder und geben ihrer neu gegründeten Siedlung den poetischen Namen

Brunnen der Hanoscha, Hanoschebrunnen, Klingende Quelle.

Das Wort Hanoschebrunnen verändert sich im Laufe der Jahrhunderte.

Zuerst fällt der unbetonte Vokal [o] weg.

Hanschebrunnen

Die Buchstaben [r] und [u] werden umgestellt.

Hanscheburn

Im Moselfränkischen schwindet nun [n] vor [s].

Hasceborn (1243)

Als die Kirche in Hasborn 1279 verschenkt wird, heißt Hasborn

Haysburne.

[y] oder [i] nach dem [a] bedeuten, dass das [a] lang ausgesprochen wird.

Im Jahre 1326 wird ein Boemund von Haysburne (gesprochen: Hasburne) erwähnt.

1332, als Hasborn verkauft wird, heißt es

Hasporn

Ab jetzt verfestigt sich die heutige Form.

Der Ortsname Hasborn ist ein Gewässername, entstanden in der Zeit, als unsere Gegend noch zweisprachig war, mit der Bedeutung Klingende Quelle.


2. DAUTWEILER

Die älteste Form des Ortsnamens Dautweiler finden wir in einer Urkunde von 1253, die noch im Original vorliegt. In dieser Urkunde heißt Dautweiler

Dudenwilre.

Leicht verständlich an diesem Namen ist „wilre“.

Das althochdeutsche Wort heißt „wilari“ und bedeutet Weiler (Gruppensiedlung).

In „duden“, dem ersten Teil des Wortes, steckt der Personenname Dudo.

Neu gegründete Siedlungen nach Personen, Gründern oder Verwaltern, zu benennen, war die am häufigsten praktizierte Methode der Namensgebung bei den Franken.

So nennen sie die Ansiedlung unweit Hanoschebrunnen nach dem Franken Dudo „Weiler des Dudo“.

Auch Dudenwilre (gesprochen mit langem u ) verändert sich im Laufe der Jahrhunderte.

1258 und 1338 Dudewilre

1486 Dudwiller 1489 Duttweiler

1545 Duitwyler [y] oder [i] nach dem [u] bedeuten, dass das [u] lang ausgesprochen wird.

Aus dem langen u wird im Neuhochdeutschen - bei uns ab dem 16. Jahrhundert - der Doppellaut au.

1592 Dauthweyler

1602 Dautwiller 1609 Dautweiler

Der Ortsname Dautweiler enthält einen Personennamen und ist entstanden im fränkischen Siedlungsschub des 7. oder 8. Jahrhunderts.

Benutzte Literatur:

Pitz, Martina, Siedlungsnamen auf –villare (-weiler, -villers) zwischen Mosel, Hunsrück und Vogesen, 1997, Teil 1, 151